Dein Reich komme!
Mexiko-Stadt, den 1. Oktober 2020
Liebe Freunde im Herrn,
Grüße aus Mexiko, wo wir immer noch in tiefer Corona-Krise stecken. Ich hoffe, das Ihr Leben allmählich sein normales Tempo wiederaufnimmt.
Ich habe die Zeit benutzt, um einen Kreis von Freiwilligen zusammenzustellen und auszubilden, die sich mit dem Problem der Armut unter den Priestern in Lateinamerika und Afrika befassen. Wir haben eine Projektleiterin, einen Kassierer, einen Schriftführer und ein Fundraising-Team. In meinem letzten Brief habe ich von erstaunlichen Armutssituationen bei einigen Priestern erzählt. Wir werden versuchen, diesen Priestern mit einem kleinen, monatlichen Stipendium zu helfen, damit sie ihre kostbare Zeit der Seelsorge – und nicht der Geldjagd! – widmen können. Zum Beispiel haben wir kürzlich angefangen, einen Padre Cándido in einem kleinen Dorf in Mexiko zu helfen. Padre Cándido hatte 2006 einen Verkehrsunfall, ist von der Taille abwärts gelähmt. Er feiert jeden Tag die hl. Messe (sitzend) in seiner Kapelle, hört Beichte und führt Gespräche mit seinen Gläubigen. Es ist eine sehr arme Gegend und die wöchentliche Kollekte (der Betrag, der für die meisten mexikanischen Priester die einzige Einkunftsquelle ist) beträgt ca. 12 € ! Sein Bischof, der auch nicht über große Mittel verfügt, ergänzt seine Einkünfte mit einem monatlichen Zuschlag von ca. 70 €. Sie können sich aber vorstellen, dass das für den Padre Cándido große Herausforderungen bedeutet. Eine Ordensfrau lebt in der Gegend und kümmert sich um ihn: v.a. kocht sie für ihn, hilft ihm, sich zu bewegen und wechselt ihm die Windeln (er ist seit dem Unfall inkontinent). Können Sie sich so einen Fall vorstellen?
Unser Ziel ist eben, solchen Priestern mit einem Zuschuss von 8 € am Tag zu helfen, für einen (erneuerbaren) Zeitraum von drei Jahren. Es mag nach einem sehr kleinen Betrag klingen, ist aber in Ländern wie Mexiko, Malawi oder El Salvador ausschlaggebend.
Ich will zwei weitere Errungenschaften mit Ihnen teilen, die mir in letzter Zeit große Freude bereitet haben. Sie werden von früheren Briefen erinnern, dass wir seit einigen Jahren versuchen, die Mittel zusammenzubekommen, um einen zweiten Vollzeitkatecheten in Guatemala zu unterstützen. Da wir als Verein mehrere Projekte finanzieren, war das bis jetzt unmöglich. Jetzt war endlich genug Geld auf dem Konto, eine solche Verpflichtung verantwortungsbewusst einzugehen. Danke an alle, die dazu beigetragen haben und dazu beitragen!
Die zweite gute Nachricht ist, dass wir auch endlich für die Glaubensschule in Nordghana einen Pick-up kaufen konnten. Der Father Paul Kasu, Leiter der Schule, ist sehr engagiert aber auch sehr herausgefordert: Die Diözese ist ländlich und bei den besten Verhältnissen muss er vier Stunden fahren, um von einer Niederlassung der Schule zur anderen zu gelangen. Das musste er bis jetzt entweder mit einem geliehenen PKW oder – was in der Regensaison gar nicht geht – auf seinem Motorrad machen. Vor FÜNF (!) Jahren hatte ich ihm gesagt, ich würde nach Mitteln suchen, um ein taugliches Kfz zu finden. Ein Pick-up ist aber teuer und erst bei meiner letzten Deutschland-Reise hat mich die Vorsehung mit einem Wohltäter in Kontakt gebracht, der sehr großzügigerweise das Problem gelöst hat. Gott sei gelobt!
Da ich während der ganzen Ausgangssperre in Mexiko-Stadt gestrandet war, konnte ich mich den verschieden Wiederaufbauprojekten widmen können. Wegen der 2 Erdbeben im September 2017 sind hunderte von Kirchen schwer beschädigt worden und werden nur langsam wiederaufgebaut. Sie können den Fortschritt anhand der Bilder des Fotoberichts verfolgen.
Zudem habe ich auch in Mexiko-Stadt eine Laptop- und iPad-Sammlung für Kinder organisiert. Wie in vielen anderen Ländern haben unsere Behörden bestimmt, dass Kinder dieses Jahr nicht in die Schule gehen dürfen. Sie müssen dem Unterricht „online“ folgen. Allerdings ist das in einem Land mit vielen armen Menschen problematisch, da viele Familien die dazu notwendigen Geräte nicht besitzen. Ich habe also während des Sonntagsgottesdienstes in reicheren Pfarreien einfach darum gebeten, dass die Leute ihre Schubladen und Schränke überprüfen, um zu schauen, ob sie nicht alte Geräte dort liegen hatten. Es ist erstaunlich, wie viel „Schrott“ in unseren Schränken herumliegt und wie viel dieser „Schrott“ unseren benachteiligten Mitmenschen ab und zu helfen kann...!
Die Ausgangssperre hat mir auch die Zeit gegeben, ein Buch fertig zu schreiben und zu veröffentlichen, an dem ich seit viel zu langem gearbeitet habe! Leider erscheint es bis jetzt nur auf englischer Sprache und ist bei Amazon erhältlich: „How to Make Your Temper Taller“. Es handelt sich um praktische Hinweise zum persönlichen Wachstum in der Tugend der Geduld.
Was die Farm in Nordwestmexiko betrifft, sind die Nachrichten gemischt. Wir haben in März eine gute Tomaten- und Wassermelonenernte gehabt, die aber leider Gottes größtenteils auf dem Acker verkommen musste. Das war ganz am Anfang der Corona-Maßnahmen und die Märkte wurden geschlossen. Es war wirklich bedauerlich! Jetzt aber haben wir wieder gesät, diesmal Chilischoten und auch Tomaten (beide arbeitsintensive Anbauprodukte). Die Limetten kommen auch sehr gut voran. Ich bitte Sie um ein kleines Gebet für gutes Wetter und für offene Märkte!
In Afrika hingegen ist in den meisten Ländern alles immer noch zu. Wir tun unser Bestes, die Unterrichte der Glaubensschule virtuell anzubieten. Das ist aber in Ländern, die keine zuverlässige Stromversorgung haben, kaum zu schaffen. Nach den Berichten unserer Partner vor Ort ist die Sterblichkeit bis jetzt verhältnismäßig niedrig und wir beten, dass es so bleibt.
Diese ganze Pandemie-Erfahrung hat ohne Zweifel meine Überzeugung vertieft, dass eine gründliche Katechese ein Bestandteil des Einsatzes unserer Kirche in der heutigen Zeit sein muss. Wir können Krankenhäuser bauen, wir können Lebensmittel und Geld verteilen: wenn der Christ nicht versteht, dass die Vorsehung ihn ständig begleitet, dann bedeutet die Charity-Arbeit sehr wenig! Wie viele unserer Mitmenschen in Europa haben genug Geld, Freizeit, gesundheitliche Versorgung: und leben verängstigt, unzufrieden, deprimiert sogar? Denn, „der Mensch lebt nicht von Brot allein“ (Mt 4,4). Je besser der gläubige Mensch unsere christliche Religion kennt, desto freier, desto gelassener, desto glücklicher ist er, sei es mit dem Reichtum Europas, sei es während der Pandemie in Westafrika...
Also Danke, dass Sie diese Vertiefung im Glauben für unsere Mitchristen in Lateinamerika und Afrika durch Ihr Gebet und Ihre Mittel unterstützen!
Ich bete auch für Sie.
(P. Robert Havens)
Anschrift in Mexiko: Bosques de la Reforma 486 – Col.Bosques de las Lomas – 11700 Ciudad de México – MEXIKO
Der Freundeskreis für die Unterstützung der katholischen Neuevangelisierung in Lateinamerika und Afrika, e.V. ist wegen Förderung gemeinnütziger Zwecke von der Körperschaftssteuer befreit. Unsere Spender erhalten von uns im Laufe des Jahres eine gesonderte Zuwendungsbestätigung (Spendenquittung). Sie erhalten auch jährlich einen Bericht über die Anwendung der erworbenen Spenden.
KANELA, e.V. Am Schlossberg 3 85104 Pförring-Wackerstein kaneladeutschland@gmail.com
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